Am
23. Februar 2017 lud BM Isabel Fezer die Initiative Gesunde Grundschule Süd (vertreten
durch Dr. Jens Tesmann) zu einem Runden Tisch ins Rathaus, mit dem Ziel, das Thema
Gesundheitsbelastung (Lärm und Luftschadstoffe) für Kinder am Standort
Römerschule mit allen Beteiligten zu diskutieren und offene Fragen zu klären.
Neben
den Vertretern des Amts für Umweltschutz und des Gesundheitsamts waren die
regulären Mitglieder des „Runden Tisch Grundschule Süd“ (Schulleitungen und
Elternvertreter der Heusteig- und Römerschule, der Bezirksvorsteher S-Süd, Vertreter
des Staatlichen Schulamts und des Schulverwaltungsamts) anwesend.
Wir
informieren an dieser Stelle über den aktuellen Sachverhalt.
1) LÄRMBELASTUNG im
Außenbereich
Herr
Dr. Reuter (Amt für Umweltschutz) erläuterte am Runden Tisch, dass Lärm im Außenbereich von Schulen normalerweise
nicht gemessen, sondern berechnet werde. Die Rechenverfahren seien so gut, dass
sich der Aufwand nicht lohnt. Die Werte, die in der Lärmkarte im Internetauftritt
der Stadt Stuttgart zu finden sind, basierten auch auf Berechnungen. Danach
beträgt der Tageslärmpegel auf dem Schulhof der Römerschule bis zu 65 dB. Es
handele sich dabei um den ungünstigsten Wert. Das heißt es sei davon
auszugehen, dass beispielsweise auf dem hinteren Schulhof ein niedrigerer
Lärmpegel vorzufinden sei.
Wir
entgegnen:
Die
Lärmbelastung an der Römerschule ist lt. Schreiben des Amts für Umweltschutz
(17. Januar 2017) um die Mittagszeit – also nicht zur Hauptverkehrszeit – mit
bis zu 65 dB im Schulhof sehr hoch. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass
der Lärmpegel im hinteren, wesentlich kleineren Schulhof der Römerschule niedrigerer
sei. Die Kinder im rhythmisierten Ganztag sind teilweise mehrere Stunden am Tag
im Außenbereich. Dass sie sich im hinteren Schulhof aufhalten werden, ist reine
Spekulation. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass sie die Spielgeräte im
vorderen Schulhof nutzen werden und sich meistens dort aufhalten.
Wir
fordern deshalb:
ð geeignete Maßnahmen zur Schalldämmung des Schulhofs an
der Römerstraße.
2) LÄRMBELASTUNG im
Gebäude
Im
Inneren, auch in den Räumen, die zur Hauptstätter Straße ausgerichtet sind,
wurde bereits für ausreichend Schallschutz gesorgt. Messungen sind nicht nötig.
3) SCHADSTOFFBELASTUNG
im Außenbereich
Herr
Dr. Reuter (Amt für Umweltschutz) erläuterte, dass zur Bewertung der Luftschadstoffbelastung an der Römerschule
(Schulhofbereich) Modellsimulationen von Luftschadstoffkonzentration im
Stadtgebiet zur Verfügung stünden. Der Stickstoffdioxidwert (NO2) betrage auf
dem Schulhofgelände der Römerschule im Jahresmittelwert 36 – 40 µg/m³. Die
Feinstaubbelastung (PM10) liege den Berechnungen nach bei 21-27 µg/m³ im
Jahresdurchschnitt. Für beide Werte gilt eine Grenze von 40µg/m³. Das heißt
beide Schadstoffe liegen unterhalb des Grenzwertes.
Wir
entgegnen:
Der
gesetzlich vorgegebene Jahresmittelwert der Langzeitbelastung von NO2 und PM10
ist jeweils 40 µg/m³. Die Deutsche Umwelthilfe nennt in ihrer Mitteilung vom
28.01.2016 als Messergebnis für den NO2-Jahresmittelwert an der Römerschule 65 µg/m³.
Der
NO2-Wert, der für das Schulhofgelände der Römerschule in einer Modellrechnung
ermittelt wurde (36-40 µg/m³), liegt im Fehlerbereich der Rechnung und ist somit grenzwertig.
Die
Lungenreife von Kindern ist erst ab dem 6.-8. Lebensjahr abgeschlossen, d.h.
die Lungenbläschen haben sich erst zu diesem Zeitpunkt maximal entwickelt, um
eine möglichst große Oberfläche für den Gasaustausch (Sauerstoff-Aufnahme,
CO2-Abgabe) zu bieten. Wird dieser Reifeprozess durch wiederholte Entzündungen
gestört, kann eine verminderte Lungenreife mit vermindertem Lungenvolumen
resultieren. Eine erhöhte Infektanfälligkeit der Lunge oder eine
Asthmaerkrankung des Kindes, kann die Folge sein.
Als
Elterninitiative haben wir wiederholt darauf hingewiesen, dass allein Jahresdurchschnittswerte nicht ausreichend sind, um nach den
gesetzlichen Vorgaben die Schadstoffbelastung eines Standorts vollständig und transparent
darzustellen. Wie oft werden Kurzzeitgrenzwerte im Jahr überschritten? PM-Messdaten
der Station Hauptstätter Straße/Cottastraße zeigen z.B. eine erhebliche Überschreitung
der PM10-Grenzwerte am 19.01.2017 (86µg/m³), 20.01.2017 (63µg/m³), 21.01.2017
(46µg/m³) und am 22.01.2017 (64µg/m³) hintereinander.
Wir
fordern deshalb:
ð eine Langzeitmessung (NO2 und PM10) im großen Hof an der
Römerstraße/Hauptstätte Straße.
4) SCHADSTOFFBELASTUNG
im Gebäude
Auf
die Frage der Initiative, wie hoch die Stickstoffoxid-Werte in den geschlossenen
Räumen an der Römerschule sind, erläuterten die Vertreter der Verwaltung, dass die Konzentration von Stickstoffoxiden in
geschlossenen Räumen immer höher sei, deswegen müsse gelüftet werden. In der
Römerschule findet der Luftaustausch durch eine Lüftungsanlage statt. Die Luft
wird vom hinteren Schulhof (nicht von der Hauptstätter Straße) angesaugt und
anschließend gefiltert, bevor sie ins Klassenzimmer gelangt.
Wir
entgegnen:
Das
Institut für Feuerung- und Kraftwerkstechnik der Universität Stuttgart,
Abteilung Reinhaltung der Luft zeigte in einer Studie (2015), dass im Studentenwohnheim
Heilmannstraße (Ecke Neckarstraße) eine Innenraumkonzentration von NO2 von
40-50 µg/m³ unabhängig von der
Außenkonzentration vorhanden war. Dieses Wohnheim wird über eine Lüftungsanlage
versorgt.
ð Es besteht also die berechtigte Sorge, dass über die
Lüftungsanlage in der Römerschule NO2 angesaugt wird und sich im Innenraum
aufkonzentriert.
Das
Lüften im eigentlichen Sinn ist nicht machbar, da die Fenster aufgrund von
Lärmschutzmaßnahmen nicht geöffnet werden dürfen.
BM
Isabel Fezer hat beim Runden Tisch die Erneuerung der Filter in der
Lüftungsanlage und Innenraummessungen zugesagt. Wir begrüßen diese Initiative
und wünschen uns eine weitere Beteiligung in diesem Prozess. Damit das
Vertrauen der Eltern in den Standort schnell hergestellt werden kann, müssen
die Daten so schnell wie möglich vorliegen und transparent gemacht werden.
Wir
fordern deshalb:
ð den schnellstmöglichen Start der Messungen und zeitnahen Zugriff
auf die aktuell erhoben Werte.
5) Anforderungen an einen
gesunden Standort der Grundschule Süd
Die
neue Grundschule Süd wird eine Ganztagsschule in Wahlform sein. Im rhythmisierten
Ganztag (von 8 – 16 Uhr, Zusatzbetreuung ab 7 und bis 17 Uhr) erleben die
Kinder Anspannung (Lernen) und Entspannung im Wechsel, nicht nur in den
Klassenräumen, sondern auch mehrmals täglich im Außenbereich. Am Standort
Römerschule gab es bisher keine Ferienbetreuung. Im Ganztagskonzept ist diese
ab sofort inkludiert. In der Ferienzeit werden die Kinder und die pädagogischen
Fachkräfte den Außenbereich noch stärker als zu den Unterrichtszeiten nutzen.
ð Die Anforderungen an
einen gesunden Schulstandort haben sich – im Vergleich zu einer Grundschule im
reinen Halbtag – verändert. Der Ganztag fordert ein Umfeld, in dem unsere Kinder keinerlei
Gesundheitsgefährdung ausgesetzt sind.
6) Fazit
-
Wir
danken BM Isabel Fezer für die Einladung zum Runden Tisch und die Bereitschaft,
sich mit uns auszutauschen.
-
Wir
begrüßen den Austausch der Filter in der Lüftungsanlage und die Zusage von
Innenmessungen. Folgende Fragen bleiben offen:
o
Wann
starten die Messungen?
o
Mit
welchem Verfahren werden die Messungen durchgeführt?
o
Wie
können wir diese Messwerte zeitnah erfahren?
-
PM10-
und NO2-Langzeitmessungen auf dem Schulhof an der Römerstraße sind zwingend, um
die Gesundheitsbelastung im Außenbereich einschätzen zu können.
-
Lärmschutzmaßnahmen
auf dem Schulhof an der Römerstraße sind unumgänglich, da die Kinder viel Zeit
im Außenbereich verbringen.
Nur
wenn alle genannten Maßnahmen getroffen werden, kann in einem Jahr abschließend
beurteilt werden, ob der Standort an der Römer-/Hauptstätter Straße für unsere
Kinder gesundheitsgefährdend ist.
Wir fordern zeitnahe,
transparente, umfassende und objektive Messungen und wünschen uns weiterhin
einen offenen Dialog, um den Prozess kritisch begleiten zu können. Die Eltern sollen
schnellstmöglich Vertrauen in den Standort der GS Süd bekommen und ihre Kinder
guten Gewissens einschulen können.
Die
Ergebnisse sollten in einem Jahr vorliegen (31.03.2018). Sollten die Ergebnisse
aufweisen, dass der Standort eine Gesundheitsgefährdung für unsere Kinder
darstellt, fordern wir umgehend Maßnahmen, diesen Zustand zu beseitigen.
Zudem
behalten wir uns rechtliche Schritte vor.